Erkrankungen beim Jagdhund durch Parasiten

Spot-ons, Sprays, Tabletten oder Halsbänder? Die Auswahl erscheint riesig, wenn man den Endo- und Ektoparasiten des Hundes den Kampf ansagen will. Doch was ist überhaupt der Unterschied zwischen den einzelnen Parasiten? Und welches Präparat oder welche Massnahmen helfen wirklich?

Veröffentlicht am 24.07.2023

Parasiten sind sogenannte «Nebenesser». Es handelt sich um kleinste Lebewesen, die durch Nutzung eines Wirts existieren und diesen mitunter auch für ihr eigenes Fortleben oder ihre eigene Fortpflanzung benötigen. Als Ektoparasiten werden Insekten von Spinnentieren unterschieden, während es sich bei Endoparasiten um Würmer oder Einzeller handelt. Zu den Insekten zählen Flöhe, Haarlinge und Läuse. Parasitäre Spinnentiere stellen Zecken und Milben dar. Die für den Jagdhund relevanten endoparasitären Würmer lassen sich in die Bandwürmer (Cestoden) und die Fadenwürmer (Nematoden) unterteilen.

So weit, so gut – aber warum soll man sich eigentlich damit auseinandersetzen? Gemäss dem Sprichwort, dass die Jagd ohne Hund bekanntlich Schund sei, ist ein jeder Jäger als potenzieller oder sogar schon gegenwärtiger Hundehalter anzusehen und aufgrund der jagdlichen Nutzung sind diese Vierbeiner einer doch überdurchschnittlich hohen Wahrscheinlichkeit ausgesetzt (JAGD&NATUR berichtete in der Ausgabe 12/2022), die Bekanntschaft mit dem einen oder anderen Vertreter dieser Kleinstlebewesen zu machen. 

Insekten als Parasiten – Flöhe, Haarlinge und Läuse beim Jagdhund

Hunde sind im Allgemeinen sowohl für den Katzenfloh als auch den Hundefloh als Wirt empfänglich. Beide Floharten sind nur mikroskopisch voneinander abzugrenzen, jedoch ist der Katzenfloh die in Mitteleuropa häufigste Flohart, während der Hundefloh eher seltener anzutreffen ist. Eine Übertragung erfolgt direkt von Tier zu Tier oder durch eine kontaminierte Umgebung. Für den Jäger ist es wichtig zu beachten, dass Flöhe ein zoonotisches Potenzial aufweisen und auf den Menschen als Wirt übertreten können. Flöhe sind im Fell oder in der Umgebung mit blossem Auge erkennbar, zudem kann ein Flohkotnachweis mittels Flohkamm auf einen Befall hindeuten. 

Juckreiz tritt als Leitsymptom auf. Die Flohstiche sorgen für Reaktionen der Haut, es entstehen Papeln oder auch Hautrötungen. Durch vermehrtes Kratzen und Beissen kann es zu grösseren Hautveränderungen oder auch zu einer sekundären bakteriellen Hautinfektion kommen. Wichtig zu wissen ist, dass nur die erwachsenen Flohstadien auf der Hautoberfläche zu finden sind, während sich die Larvenstadien und Eier in der Umgebung befinden. Die beiden letzteren genannten Stadien machen den grössten Anteil der Parasiten (ca. 95 %) aus, was bedeutet, dass lediglich 5 % des Problems sichtbar sind. 

Eine Flohentwicklung ist im Wohnbereich prinzipiell ganzjährig möglich. Zudem sind Flohlarven in ihrem Kokon bis zu einem Jahr überlebensfähig, selbst wenn die Umgebungsbedingungen für eine Flohentwicklung in der Wohnung zeitweise ungünstig wären. Dies alles macht eine ausreichend gründliche Umgebungsbehandlung für die Eliminierung des Parasiten unerlässlich. Die Behandlung des einzelnen augenscheinlich betroffenen Hundes wird nicht zum Erfolg führen, es müssen neben der Umgebung auch alle anderen Tiere eines Haushalts behandelt werden. Flöhe können zudem weitere Krankheitserreger übertragen. Neben dem historisch bekannten Pest-Erreger als prominentestem Vertreter der durch Flöhe übertragenen Krankheitserreger fungiert der Floh als Zwischenwirt für den Gurkenkernbandwurm des Hundes. Zur Vermeidung einer Infektion mit diesem Endoparasiten ist die Behandlung des Hundes mit einer Wurmkur im Anschluss an einen Flohbefall anzuraten.

Der Hundehaarling befällt Hunde vorwiegend im Winter und Frühling und ernährt sich von Hautbestandteilen und Hautbakterien. Oftmals treten Irritationen an Kopf, Rücken oder in der Schwanzregion auf. Die Hundelaus ernährt sich von Blut und kann schwere Hautschäden, insbesondere im Augen- und Ohrenbereich sowie im vorderen Rücken, verursachen. Eine Übertragung dieser Parasiten ist im Gegensatz zum Floh nicht zwischen den Tierarten oder auf den Jäger möglich, da sie sehr wirtsspezifisch sind. Dennoch sollte auch bei einem solchen Befall eine Umgebungsbehandlung (Waschen von Decken, Kämmen, Bürsten etc.) und eine Mitbehandlung aller Artgenossen durchführt werden. 

TIPPS VOM TIERARZT FÜR DEN JÄGER
Krümel im Fell – handelt es sich um Flohkot? Das Vorhandensein von Flohkot kann ein entscheidendes Kriterium für die Diagnose eines Flohbefalls sein. Aufgrund der Blutbestandteile färbt sich Flohkot bei Zugabe eines Wassertropfens auf einem Papier- oder Zellstofftuch rot, während Hautschuppen oder anderer Schmutz keine Rötfärbung aufweisen.

Gewisse Zeckenarten können nicht nur Borreliose oder den FSME-Virus übertragen, sondern auch die sogenannte Babesiose. (Bild: AdobeStock)

Zecken und Milben – wie Spinnentiere als Parasiten auftreten

Den in Wald und Wiese gängigstem und bekanntesten Parasiten für Jäger und Jagdhund stellt die Zecke dar. In Mitteleuropa ist der Gemeine Holzbock der bekannteste und auch häufigste Vertreter. Ein Befall mit Zecken kann ähnlich zu anderen Hautparasiten ebenfalls eine Überempfindlichkeitsreaktion mit Juckreiz auslösen, jedoch ist bei Zecken die Übertragung von Krankheitserregern als indirekte Schadwirkung wesentlich bedeutender für den Jagdhund und den Jäger. Neben der Übertragung der Borreliose können auch Anaplasmose oder die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) durch den Gemeinen Holzbock übertragen werden. Die Auwaldzecke ist ebenfalls Überträger der Borreliose, des FSME-Virus, aber auch der Babesiose. Für Jagdreisen oder ein jagdliches Engagement über den deutschsprachigen Raum hinaus ist ein Befall mit der Braunen Hundezecke ebenfalls möglich. Auch sie kann die Babesiose sowie im Weiteren auch die Ehrlichiose und Hepatozoo-nose als parasitäre Bluterkrankungen beim jagdlich geführten Hund übertragen. Umso wichtiger sind die rechtzeitige Entfernung der Zecke mit geeignetem Entfernungswerkzeug und die ordnungsgemässe Desinfektion.

Weitere wichtige Ektoparasiten stellen die Milben dar. Neben der Grabmilbe sind beim Jagdhund auch noch Ohrmilben, Haarbalgmilben, Raubmilben und die Herbstgrasmilbe von Bedeutung. Grabmilben werden ebenfalls direkt von Tier zu Tier und unabhängig von der Jahreszeit übertragen und können auch auf den Jä-ger übergehen (Zoonose). Plötzlich auftretender starker Juckreiz besonders an den Ohren, den Ellbogen, den Beinen, der Brust- und der Bauchregion, der nachts und in warmer Umgebung verstärkt vorliegt, sowie Fellverlust und Schuppen können hinweisend sein. Mit blossem Auge sind die Parasiten nicht zu erkennen, da sie sich in der Haut befinden. Neben Hunden können auch Füchse oder andere Kaniden Wirte für die Grabmilben darstellen, was dazu führt, dass auch bei diesen Parasiten eine besondere Relevanz beim jagdlich geführten Hund besteht. 

Nicht immer ganz einfach davon ist ein Befall mit der Ohrmilbe zu unterscheiden. Auch dieser Parasit ist nicht auf einen Wirt beschränkt und findet sich bei Katzen, Füchsen, Hunden und Frettchen. Eine Übertragung erfolgt durch engen Kontakt, sodass auch Jungtiere oftmals durch die infizierte Mutter in der Hundezucht befallen werden. Die Milben lassen sich im äusseren Gehörgang oder bereits an der Ohrmuschel nachweisen. Lebende Milben sind mit Vergrösserungshilfen erkennbar. Charakteristisch ist ein schwarzkrümeliges Sekret in den Ohren. Bei den Herbstgrasmilben sind nicht die erwachsenen Stadien das Problem für den Jagdhund. Die Larven verursachen im Herbst gelegentlich in Wald- und Wiesenfluren Juckreizbeschwerden. Sie lassen sich direkt von Grashalmen auf die Hunde fallen und ernähren sich für etwa eine Woche vom Blut des Hundes. Es wer-den dünnhäutige Körperstellen bevorzugt wie beispielsweise Zwischenzehenräume, die Augen- und Ohrregion oder auch die Lippen. Auch der Jäger kann in der Wiesenflur potenzieller Wirt für die hungrigen Larven werden. Ist der Jagdhund jedoch befallen, findet ein Wirtswechsel auf den Menschen nicht statt. Die Larven sind sehr gut an der Körperoberfläche aufgrund ihrer orangeroten Färbung erkennbar.

Raubmilben kommen ebenfalls weltweit vor und sind auch auf den Jäger übertragbar, während Haarbalgmilben im Gegensatz zu allen anderen Genannten keine erworbenen Parasiten, sondern Teil der normalen Hautfauna sind. Es kommt lediglich zu einer Erkrankung, wenn Defekte des Immunsystems bestehen.

TIPPS VOM TIERARZT FÜR DEN JÄGER
- regelmässige Prophylaxe durch Spot-ons (flüssige antiparasitisch wirkende Tierarzneimittel mit beispielsweise Afoxolaner als Wirkstoff) oder Tabletten (Wirkstoffe: z. B. Fluralaner oder Sarolaner)
- regelmässige Untersuchung des Fells durch Kämmen mit Bürste oder Flohkamm
- professionelle Entfernung von Zecken oder mit geeignetem Entfernungswerkzeug und Desinfektion
- Insektenbefall: zusätzlich Umgebungsbehandlung: Waschen aller Decken und Gegenstände über 60 °C, Insektizid-Sprays (Wirkstoffe: z. B. Fipronil, Pyriproxifen, Lufenuron)
- Flohbefall: zusätzlich Wurmkur
- Stärkung des Haut- und Haarkleids mit Omega-3-Fettsäuren

Die Ohrmilbe lässt sich im äusseren Gehörgang oder bereits an der Ohrmuschel nachweisen. (Bild: AdobeStock)

Weg von der Haut – hinein in den Organismus des Jagdhunds: Würmer und Einzellerparasiten als endoparasitäre Erreger

Endoparasitäre Erkrankungen verlaufen, bis auf einige aufgeführte Ausnahmen, im Wesentlichen als eine Erkrankung des Magen-Darm-Trakts, die neben allgemeinen Beschwerden auch in eine Abmagerung trotz Futteraufnahme münden kann.

Der bereits im Rahmen eines Flohbefalls erwähnte Gurkenkernbandwurm stellt neben dem Hundebandwurm, dem Fuchsbandwurm, den Echten Bandwürmern sowie den Bandwürmern einen Endoparasiten des Jagdhundes dar.

Der Hundebandwurm findet sich bei Hund und Wolf als Endwirt, während der Fuchsbandwurm den Fuchs, Wolf, Hund und die Katze als Endwirt aufweist. Als Zwischenwirte fungieren beim Hundebandwurm sämtliche Huftiere, während beim Fuchsbandwurm Kleinsäuger in Betracht kommen. Der Mensch kann sich als sogenannter Fehlwirt mit beiden Würmern infizieren. Der Hundebandwurm kommt im deutschsprachigen Raum nur im Rahmen des Imports vor, während der Fuchsbandwurm in Zentral- und Osteuropa örtlich begrenzt ist. Im Nachbarland Österreich tritt der Parasit in bestimmten Regionen bei 70 % der Füchse auf. In der Schweiz sind vor allem Füchse im Mittelland und Jura befallen. Die Übertragung des Hundebandwurms auf den Jagdhund erfolgt meist durch den Verzehr der Bandwurmfinnen in Schlachtabfällen, während sich beim Fuchsbandwurm zwischen Fuchs, Hund und in Teilen auch Katzen über Kleinsäuger als Zwischenwirte ein Zyklus in der Wildtierpopulation etabliert hat.

Gerade die Echten Bandwürmer haben bei den Wildtieren und damit auch für den Jagdhund eine ausgeprägte Relevanz. Je nach Unterart kommen als Endwirte stets Hund, Fuchs und Wolf in Betracht. Die Zwischenwirte der Echten Bandwürmer variieren je nach Art stark. So stellen Wiederkäuer, Wildschweine, Wildkaninchen, Hasen oder Nagetiere entsprechende Zwischenwirte dar.

Die potenziell für den Jagdhund gefährlichen Finnenstadien sind in Leber, Bauch, Muskulatur oder auch Gehirn bzw. Rückenmark des Wildtierkörpers lokalisiert, sodass von einem Rohverzehr der entsprechenden Tierkörperteile auch im Rahmen einer Belohnung bei der Nachsuche oder während des Aufbrechens zum Schutz des Jagdhundes abgesehen werden sollte.

Die Mesocestoides-Bandwürmer treten allgemein beim Hund nur sporadisch auf, jedoch wenn, dann vor allem bei jagdlich geführten Hunden. Füchse stellen hierbei das Reservoir dar. Über die Zwischenwirte ist bisher noch nicht alles bekannt, jedoch fungieren Vögel, Säugetiere, Amphibien und Reptilien, Hunde und Katzen als solche. Die weitere grosse Gruppe der Fadenwürmer birgt ebenfalls einige für den Jagdhund relevante Parasiten.

Die potenziell für den Jagdhund gefährlichen Finnenstadien sind unter anderem in der Leber lokalisiert. Von einem Rohverzehr, zum Beispiel während des Aufbrechens, soll zum Schutz abgesehen werden. (Bild: Naturfoto Schilling)

Viele dieser Wurmarten werden über Kleinnager oder auch nur innerhalb der Spezies übertragen. Andere Vertreter weisen noch einmal besondere Übertragungswege auf und sind damit für den Jagdhund oder auch Hunde, die vermehrt draussen geführt werden, von besonderem Interesse. So kann sich der Jagdhund mit Haarwürmern beispielsweise über den Regenwurm als Zwischenwirt infizieren. Eine Infektion mit dem Lungenwurm ist beispielsweise über das Fressen von Nackt- und Gehäuseschnecken möglich. Der Französische Herzwurm kann über das Fressen bestimmter Land- und Wasserschneckenarten übertragen werden. Neben der Therapie bei Befall ist ein Unterbinden des Fressens dieser Zwischenwirte beim jagdlich geführten Hund eine erfolgreiche, präventive Massnahme. Eine Infektion mit dem Herz- und Hautwurm kann über bestimmte Stechmücken geschehen. Auch in Zentraleuropa können Infektionen mit Dirofilarien als Hauterkrankung mit Knotenbildung auftreten. Problematischer hingegen ist der Herzwurm. Bei Reisen mit dem Hund in die südlichen Nachbarländer wie Italien oder Frankreich oder auch bei Jagdreisen nach Ungarn oder Slowenien sollte immer an eine vorherige Herzwurmprophylaxe bei einem Tierarzt vor Ort gedacht werden.

Neben den einzelnen Würmern gibt es zudem noch diverse Einzellerparasiten, die für den Jagdhund relevant sind. Neben den bereits angesprochenen durch Zecken übertragenen Babesien können auch Leishmanien als Einzellerparasiten durch Sand- oder Schmetterlingsmücken übertragen werden. Normalerweise war dies in den letzten Jahrzehnten ein ausschliessliches Thema für die Verbringung von Haustieren in den südeuropäischen Raum, jedoch sind einzelne Sand- oder Schmetterlingsmücken in den letzten Jahren auch in der Schweiz, Deutschland und Österreich nachgewiesen worden.

Zumindest im Schlusspunkt dürfen die Giardien in dieser kleinen Weltkarte der Parasiten auch für den Jagdhund nicht unerwähnt bleiben. Es handelt sich dabei schliesslich um einen der am häufigsten diagnostizierten Darmparasiten. Giardien sind sehr umweltstabil und können leicht zwischen Säugetieren übertragen werden. Auch bestimmte Giardien können auf den Menschen übergehen und liefern damit ein allgemeines Zoonosepotenzial.

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